Newsletter Nr. 8 / 13. Januar 2017

Inhalt

Abschied von Dieter Janz

Wir trauern um unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Dieter Janz, der am 25. Dezember 2016 im Alter von 96 Jahren von uns gegangen ist.

Als Dieter Janz in den 1960’er Jahren nach Berlin kam, brach mit ihm nicht nur eine neue Epoche in der Epileptologie an. Dadurch, dass sich Dieter Janz in seinem Verständnis davon, was Medizin ist und wie Ärzte sich gegenüber ihren Patienten verhalten sollten, am anthropologischen Konzept von Victor von Weizsäcker orientierte, begab er sich in eine fundamentale Opposition zur damals vorherrschenden Sichtweise in der Medizin. Das neue – und vielleicht war es gar nicht so neu, sondern eher die Rückbesinnung auf ein eher traditionelles Verständnis von Medizin – das Neue also an diesem Ansatz war die konsequente Sichtweise des Patienten als Subjekt und nicht als Objekt der Medizin. Damit war die Beziehung zwischen Arzt und Patient in erster Linie eine Beziehung zwischen Menschen – und erst in zweiter Linie eine zwischen einem medizinisch Ausgebildeten und einem an einer Krankheit leidenden. Dadurch, dass er diese Sichtweise seinen Schülerinnen und Schülern vermittelt und gelehrt hat und diese das Erlernte an die nächste Generation weitergegeben haben, hat Dieter Janz einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer patientenorientierten Epilepsiebehandlung und in deren Folge zur Entwicklung einer umfassenden Epilepsiebehandlung (comprehensive care) geleistet, wie sie heute an vielen Epilepsiezentren praktiziert wird.

In diesem Verständnis von Medizin ist sicherlich auch eine Wurzel für seinen Einsatz für die Epilepsie-Selbsthilfe zu sehen, die er unter anderem dadurch konsequent unterstützt hat, in dem er dafür gesorgt hat, dass seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich für die Selbsthilfe eingesetzt und diese – als Teil ihrer Arbeit – tatkräftig unterstützt haben. Damit hat er maßgeblich zur Entwicklung der Berliner Epilepsie-Selbsthilfe, später dann auch zur Entwicklung der Deutschen Epilepsievereinigung, beigetragen. Für seine diesbezüglichen Verdienste hat die Mitgliederversammlung der Deutschen Epilepsievereinigung Dieter Janz im Jahre 2012 die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Für Dieter Janz war es immer wichtig, neben einer optimalen Behandlung der Epilepsien auch die Lebensbedingungen für die an einer Epilepsie erkrankten Menschen nicht aus dem Auge zu verlieren und sich für deren Verbesserung einzusetzen. In diesem Kontext ist auch die Gründung der Stiftung Michael im Jahre 1962 zu sehen, die von dem Vater eines seiner Patienten – Dr. Fritz Harzendorf – gegründet wurde. Mit Dieter Janz als Mentor gab die Stiftung Starthilfen für die Gründung von Epilepsie-Selbsthilfegruppen und setzte sich unter anderem konsequent für die Qualifizierung der Sozialarbeit bei Epilepsie ein, deren Fachtagungen bis heute von der Stiftung unterstützt werden.

Dieter Janz hat national und international vieles auf den Weg gebracht und viele neue Impulse gesetzt. Er war einer der ganz Großen – eine international anerkannte Persönlichkeit im Bereich der Epileptologie, der sowohl professionelle Helfer als auch Menschen mit Epilepsie viel zu verdanken haben.

In Trauer nehmen wir Abschied von Dieter Janz, den wir für immer im Gedächtnis behalten werden.

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