Einfälle Nr. 141 | 1. Quartal 2017

Liebe Leserin, lieber Leser – liebe Freunde und Förderer,

Anfang des Jahres erreichte uns die Nachricht, dass unser Ehrenmitglied Prof. Dieter Janz im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Wir nehmen in Trauer Abschied von ihm, denn wir haben nicht nur einen bis ins hohe Alter lebensfrohen Menschen verloren, sondern auch jemanden, dem Ärzte und Epilepsie-Patienten nicht nur in Deutschland viel zu verdanken haben. Mit seiner von Anfang an konsequent sozialmedizinisch und anthropologisch geprägten Grundhaltung hat er vieles auf den Weg gebracht, was uns heute in der Epilepsiebehandlung selbstverständlich erscheint. Für Dieter Janz war die nur durch das intensive Gespräch mit den Patienten zu findende Antwort auf die Frage, welcher Sinn hinter deren Erkrankung steht, der Schlüssel zu einer wirksamen Behandlung – einer Behandlung, in der sich Arzt und Patient als gleichberechtigte Partner mir ihren jeweils eigenen Kompetenzen gegenüberstehen.

Vielleicht ergibt sich die wohlwollende aber dennoch kritische Haltung von Dieter Janz der Selbsthilfe gegenüber genau aus dieser Grundhaltung. Wir in der Selbsthilfe erwarten, dass wir von unseren Behandlern als „Experten in eigener Sache“ angesehen werden. Das dürfen wir auch erwarten. Sind wir aber auch gewillt, die Kompetenzen unserer Behandler anzuerkennen, mit ihnen in einen wirklich gleichberechtigten Dialog zu treten?

Wie auch immer … Was eine Epilepsie für Kinder, Jugendliche und deren Eltern bedeutet und wie ihnen geholfen werden kann, damit besser zurechtzukommen – darum geht es unter anderem in diesem Heft. Wir haben uns wie immer bemüht, unseren Leserinnen und Lesern auf der einen Seite die dazu notwendigen Informationen zu vermitteln. Auf der anderen Seite ist es aber genauso wichtig, die Betreffenden mit ihren jeweils individuellen Sichtweisen und Problemlagen zu Wort kommen zu lassen. Vielleicht erkennt sich der eine oder die andere ja in diesen Schilderungen wieder …

Leider konnten wir auch in dieses Heft nicht alle Beiträge aufnehmen, obwohl wir den Heftumfang schon deutlich erweitert haben. Wir bitten diejenigen um Entschuldigung, die ihren Beitrag hier nicht wiederfinden – er wird auf jeden Fall im nächsten Heft erscheinen.

Um abschließend noch einmal auf Dieter Janz zu kommen. Nach ihm ist es „ … entscheidend zu verstehen, dass Krankheit immer in einen lebensgeschichtlichen Zusammenhang eingebunden ist“. Vielleicht können wir ja einen kleinen Beitrag zu diesem Verständnis leisten.

In diesem Sinne,

Ihr/Euer Norbert van Kampen

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