Einfälle Nr. 147-148 | 3./4. Quartal 2018

Liebe Leserinnen und Leser – liebe Freunde und Förderer,

ist eine chronische Krankheit wie die Epilepsie eine Armutsfalle? Ich denke, ja – und das wir diesem Thema zu lange ausgewichen sind. Dabei müssen wir doch nur eins und eins zusammenzählen: Wenn sich schon viele Menschen ohne Epilepsie vor der Altersarmut fürchten; wenn Menschen, die ein Leben lang in eher schlecht bezahlten Jobs gearbeitet haben nicht wissen, wie sie mit ihrer Rente zurecht kommen sollen – wie soll es dann Menschen ergehen, die aufgrund ihrer Epilepsie eine gebrochene Berufsbiographie mit vielen Zeiten der Arbeitslosigkeit hatten; wie soll es dann Menschen ergehen, die aufgrund ihrer Epilepsie schon früh berentet wurden?

Mit dem vorliegenden Heft versuchen wir uns dieser Thematik anzunähern, indem wir zuerst die Menschen zu Wort kommen lassen, für die ihre Epilepsie zur Armutsfalle geworden ist. Wir können und wollen für dieses Problem keine Lösungen anbieten, weil es dafür auch keine einfachen Lösungen gibt (Hüten wir uns vor Menschen oder Parteien, die uns dies suggerieren!). Wichtig ist es uns vielmehr, das Thema erst einmal zur Sprache zu bringen, denn, mit den Worten eines bekannten Epileptologen in abgewandelter Form: Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Und bekanntlich ist der erste Weg zur Problemlösung, das Problem erst einmal zu erkennen und zu benennen …

Das vorliegende Heft ist eine Doppelausgabe, deren zweiter Schwerpunkt der Tag der Epilepsie 2018 ist. Es gab wieder viele gelungene Veranstaltungen – und es gab eine Resolution aller Epilepsie-Selbsthilfeverbände mit der Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau von spezialisierten Epilepsie-Beratungsstellen. Vielleicht wäre dies ja auch ein erster Schritt, dem oben angesprochenen Armutsproblem etwas entgegenzusetzen, da eine frühzeitige umfassende soziale Beratung und Unterstützung einiges dazu beitragen kann, das Armutsrisiko zu verringern.

Beeindruckend fand ich den Satz, den der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel auf unserer Festveranstaltung zum 30jährigen sagte: „Demokratie braucht Inklusion“. Dieser Satz gilt sicherlich auch umgekehrt. „Inklusion braucht Demokratie“ – vielleicht ein schönes Motto zu Weihnachten.

In diesem Sinne wünsche ich allen unseren Leserinnen und Lesern ein erholsames und besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes und demokratisches Jahr 2019,

Ihr/Euer Norbert van Kampen

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