Liebe Leserinnen und Leser,
kürzlich habe ich in einer so dummen Serie folgenden gar nicht so dummen Satz gehört: „Das Leben ist nicht planbar. Wir können uns nur auf das einstellen, was auf uns zukommt.“ So ganz würde ich dem Satz nicht zustimmen – aber teilweise hat er doch seine Richtigkeit. Klar: Wir können entscheiden, ob und wohin wir in Urlaub fahren. Wir können entscheiden, welchen Beruf wir wählen und welchen Job wir annehmen. Aber haben wir auch Einfluss darauf, ob wir gesund aus dem Urlaub zurückkommen – wie zum Beispiel diejenigen, die 2004 in Indonesien Urlaub gemacht haben und dort vom Tsunami überrascht wurden? Oder wie diejenigen, die seit vielen Jahren in einem Betrieb gearbeitet haben und deren Stelle dann wegrationalisiert wird?
Ganz und gar nicht planbar ist das plötzliche Auftreten einer chronischen Erkrankung wie einer Epilepsie. Vieles ändert sich dadurch im Leben und vieles, was bisher möglich war, ist plötzlich nicht mehr möglich – so scheint es zumindest. Aber wie ist das eigentlich genau, was verändert sich durch die Epilepsie? Wie gehen die Betreffenden damit um? Darüber können sie uns am besten selbst berichten. Deshalb haben wir den Schwerpunkt in diesem Heft anders als gewöhnlich gestaltet. Abgesehen von einer Ausnahme, lassen wir ausschließlich Menschen mit Epilepsie selbst, beziehungsweise ihre Angehörigen, zu Wort kommen. Wir haben uns bemüht, Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen berichten zu lassen und hoffen, dass uns das gelungen ist.
In diesem Zusammenhang möchten wir unsere Leserinnen und Leser – möchten wir SIE – gewinnen, sich aktiv an den einfällen zu beteiligen und von sich und Ihren/Euren Erfahrungen zu berichten. In der neuen Rubrik 100 WORTE gibt es die Gelegenheit, uns in kurzen Texten (mit bis zu 100 Worten) mitzuteilen, was Ihnen/Euch zum jeweiligen Schwerpunkt des Heftes einfällt, welche Erfahrungen Sie/Ihr gemacht habt, was Ihr/Sie gerne mit anderen teilen möchtet (mehr dazu auf Seite 34). Ob dabei die Namen der Autorinnen und Autoren genannt werden, ist diesen überlassen. Auf Wunsch können wir die Texte auch anonymisieren. Texte, die uns anonym zugehen, veröffentlichen wir jedoch nicht.
Das gilt im Prinzip auch für unsere zweite neue Rubrik, die MECKERBOX. Hier könnt ihr einfach mal so richtig Dampf ablassen und drauf los schimpfen. Aber Achtung: Die Texte werden von uns streng anonymisiert, so dass Rückschlüsse auf bestimmte Personen, Orte oder Einrichtungen (zum Beispiel Kliniken) nicht möglich sind – und beleidigende Zuschriften veröffentlichen wir auch nicht (mehr dazu auf Seite 46). Wir sind gespannt auf Eure Zusendungen!
Wo wir unverhofft viele Zusendungen bekommen haben – nicht für die einfälle, sondern auf unserer Facebook-Seite – war auf unseren Post Tagesschau in Einfacher Sprache (vgl. dazu den Beitrag auf Seite 36). An dieser Stelle möchte ich unseren Leserinnen und Lesern ein Geheimnis anvertrauen. Natürlich ist das, was die Tagesschau sendet, politisch gesteuert und keine unabhängige Berichterstattung – einige von den Kommentatoren auf Facebook haben das ja schon erkannt. Was aber nicht bekannt sein dürfte: Das gilt auch für die einfälle. Bevor wir in Druck gehen, werden alle Beiträge vom OPEC (Official Press Educational Committee) geprüft und freigegeben – so viel zum Thema Pressefreiheit und zur unabhängigen Berichterstattung.
Wer das, was im letzten Absatz steht, glaubt, sollte dringend seine Medienkompetenz überprüfen (lassen). Das wird zugebenermaßen immer schwieriger. Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten der sozialen Medien, in denen jeder ungeprüft schreiben kann, was er oder sie will sowie vor dem Hintergrund dessen, was mit der künstlichen Intelligenz (KI) bereits möglich ist, ist das wichtiger denn je. Prüfen Sie also bitte zuerst die Quellen, aus denen die Informationen stammen, bevor Sie irgendwas weitergeben. Glauben Sie bitte nicht alles, was Sie lesen und lassen Sie auch Meinungen zu, die von Ihren abweichen. Und unterscheiden Sie bitte strikt zwischen Fakten und Meinungen. In diesen Kontext gehört auch, gründlich und kritisch das Wahlprogramm der Partei zu lesen, die Sie wählen. Offenbar machen das – nicht nur in Deutschland – immer weniger, denn anders kann ich mir das weltweite Erstarken politisch weit rechts stehender Parteien nicht erklären. Ich kann und will nicht glauben, dass das, was diese Parteien wollen, wirklich von denen gewollt ist, die sie wählen. Aber vielleicht bin ich da ja auch ein wenig zu naiv …
In diesem Sinne,
Euer/Ihr Norbert van Kampen